Montag, 11. Januar 2010

andere Sitten, andere Verhältnisse...

Heute Morgen machte ich die präoperativen Untersuchungen bei Frauen, denen entweder einen Kaiserschnitt, eine Hysterektomie, eine Salpingektomie oder sonst eine gynäkologische Operation bevorstand.
- Wie heissen Sie?
- Wie alt sind Sie?
- Haben Sie eine Krankenkasse? (die meisten haben keine... die Konsultationen, Geburten und Operationen der indigenas werden vom Staat bezahlt)
- Wieso sind Sie hier?
- Haben Sie Allergien?
- Nehmen Sie Medikamente? (vier Medikamente sind hier viele - bei uns in der Schweiz ist das quasi normal! Ich denke an die geriatrischen Patienten mit mindestens 10 Medikamenten!)
- Haben Sie Krankheiten? (viele haben Syphilis oder HIV...)
- Wieviele Kinder haben Sie?
- Welche Blutgruppe haben Sie?

Danach wird ein Operationsdatum gefixt und die Frauen wieder nach Hause, zu einer Apotheke oder zu weiteren Untersuchungen bei einem Kardiologen oder Pneumologen geschickt. Eine ruhige Unterhaltung kann man jedoch nicht führen, schliesslich warten vor dem Sprechstundenzimmer zig hysterische heissblütige Frauen auf ihre Untersuchung und platzen alle 5 min ins Zimmer mit "Doctora tengo..", "Doctora quiero..", "Doctora me duele.."... Eine Tortur!!

... eine etwas längere Ergänzung zur letzten Frage: die meisten Indigenas hier kommen ins Spital, werden operiert, erhalten aufgrund des intraoperativen Blutverlusts Erythrocytenkonzentrate und gehen wieder in ihr Dorf. Spenden ist aber bei den Indigenas kein Thema. Da die meisten Indigenas jedoch die gleiche Blutgruppe (0+) haben, gingen im Spital die Konzentrate 0+ aus und die Konsequenz lässt sich denken: wer Blutgruppe 0+ hat wird jetzt präoperativ informiert, dass falls bei der Operation Blut verloren geht, ohne dass es  lebensgefährlich ist, man keine Konzentrate erhält und deswegen dann einige Wochen schlapp und müde sein kann aufgrund der Blutarmut. Die Konzentrate sind nun noch Kindern vorbehalten und bei lebensgefährlichen Blutverlusten.

Noch mehr ein Grund, wieso ich lieber in der Schweiz lebe und wieso mehr Leute Blut spenden sollten!

1 Kommentar:

  1. Wobei die mit der Blutgruppe wirklich gestraft sind, da dürfte das Problem ein wesentlich profunderes sein als hier. Gerüchteweise werden viele Spenden schlicht entsorgt, Plasma ist eh gefragter...

    AntwortenLöschen