Dienstag, 26. Januar 2010

4. Wochenende

Mein Gott war das wieder ein Wochenende, das meinen Nachholbedarf an Ferien erhöht hat! Freitag nach der Arbeit relaxten wir mit Daquiri und zwei Freundinnen am Pool - ein guter Start ins Wochenende! Später waren wir dann an einer Geburtstagsparty eingeladen, es gab 90 Jahre zu feiern. Nachdem wir uns aufgebrezelt hatten fuhren wir in den Club David, ein Lokal, wo nur reiche Leute verkehren. Wir fuhren mit dem Auto bis zum Eingang des Gebäudes, ein Chacho parkierte unser Auto und wir traten ein in den riesigen, menschengefüllten Urwald mit Pflanzen beschmückten Saal. Nach ein paar netten Gesprächen mit diversen Leuten wurden wir mit diversen Köstlichkeiten versorgt - man muss sich jedesmal genau überlegen, was man wirklich essen will, damit man am Schluss auch ja nicht platzt!

Um nach diesem Festmahl nicht gleich mit vollem Magen schlafen gehen zu müssen, gingen wir mit einem netten Gynäkologen ins Zentrum, wo wir uns unseren Seco gönnten. Nach etwa 3 Stunden gesellten sich immer betrunkere Leute zu uns, überhäuften uns mit Komplimenten und beschütteten uns in ihrer Trunkenheit mit Bier, also machten uns auf nach Hause, schliesslich wollten wir uns auch für den kommenden Tag erholen.

Am Samstag fuhren meine Kollegin und ich per Collectivo ins Zentrum zum Shopping. Mein Gott, für Frauen ein Paradies! Kleiderläden über Kleiderläden, Schmuck und Ohrenringe zu Spottpreisen... Es war schnell klar, dass wir mit vollen Säcken zurückkehren würden. Das Shopping hier gestaltet sich jedoch teils etwas schwierig - sobald du in ein Geschäft einen Fuss setzt, folgt dir eine Angestellte wie eine lästige Fliege, als hättest du gerade einen in die Hose abgeseilt... Nein nein, so macht shoppen keinen Spass! Zum Glück gabs aber auch Geschäfte, in denen anscheinend Insektenkiller versprayt wurde und wir kehrten glücklich und mit vollen Säcken zurück.

Am Abend gingen wir in eine Parillada essen - ich war im Paradies angekommen! Doch was sollte ich nur wählen?! Am liebsten hätte ich von jedem Menu probiert. Ich entschied mich für Costillitas de Cerdo mit Yuca, Chimichurri und Salat.


Nach diesem herrlichen Abendmahl fuhren wir mit meiner Familie in den Supermarkt. Beim Aussteigen aus dem Wagen erblickten meine Kollegin und ich einen Mann, den wir zuerst als Junkie abstempelten. Beim näheren Hinsehen leuchten in unserem Medizinergehirn die Alarmglocken: der Arme gerade einen Herzinfarkt erlitten. Wir rannten hin um ihm zu helfen. Schnell wurde uns klar, dass wir nichts von den 4 Dingen bei uns hatten, die man bei einem akuten Herzinfarkt hätte verabreichen sollen. Wàhrend wir nach Leuten schrien, sie sollen die Ambulanz rufen, bedrängte uns die Tochter oder Freundin des Patienten, er wolle nicht ins Spital. Wir versuchten ihr klar zu machen, dass dieser Mann sterben würde, wenn er nicht bald eine Therapie bekommen würde und riefen dann ein Taxi, da keiner der Anwesenden die Telefonnummer der Ambulanz wusste!

Nach diesem hitzigen Erlebnis fuhren mit 2 netten Jungs ins Casino, nicht zum Gamblen, sondern um Seco zu trinken, uns zu unterhalten, zu tanzen und Musik zu hören. Um 05:00 fielen wir todmüde und mit einer beginnenden Goma ins Bett!

"Hallo Meitschi, ufschta, gömr!" weckte uns Tia 2,5 Stunden aus dem Tiefschlaf - schöner Moment! Wir waren immer noch betrunken und wollten eigentlich nur schlafen. Aber wir wussten, was uns erwarten würde: ein Tag auf dem Boot in den Manglares und ein Ziel, das Träume wahr werden lässt: Strand, Palmen, Meeresschildkröten, Krebse, Delfine, frischen Kokosnüssen... Als wir schon eine Stunde auf dem am Hafen stehenden Boot geschlafen hatten, mussten wir das Deck wieder verlassen, weil der Motor uns einen Streich spielen wollte=( Nach langem Hin und Her - die Diskussion glich einem Hühnerstall (und es waren nicht nur Frauen beteiligt!) - beschlossen wir, nach Las Lajas zu fahren, um Freunde zu besuchen, die dort bald ein Resort bauen möchten.


In Las Lajas verliebte ich mich sofort in den Ort: 14km langer, menschenleerer Strand (hab noch mal ne Flasche gefüllt - werden dann also insgesamt vier Flaschen sein, die nächste wird in Bocas del Toro abgefüllt!), viele Palmen mit Kokosnüssen, Häuser mit einer Top-Einrichtung... Ein Priester war gerade dabei, das Haus zu weihen, als wir bei den Freunden ankamen. Ständig tauchte er eine Pflanze in einen Kanne Wasser und bespritzte dann alle Anwesenden und die Wänder des Hauses, währenddem er ein Gebet sprach!



Später vergnügte ich mich am Strand - mit Muscheln, Vögeln und etlichen Krebsen. Baden ging ich mit den 4 Hunden der Familie - die kamen sogar mit mir in die meterhohen Wellen! Ich weiss leider nicht, wie diese Rasse heisst - aber ich habe mich verliebt=)




Todmüde freute ich mich auf mein Bett. Wie der folgende Morgen war, als der Wecker läutete, könnt ihr euch wohl vorstellen...

Montag, 25. Januar 2010

Ein Abend bei Auswanderern aus der Schweiz

Letzte Woche fuhren wir an einem Nachmittag über eine Strasse, die wohl die schrecklichste Strasse war, über die ich je gefahren war! Eigentlich kann man gar nicht mehr das Wort "Strasse" benützen, da mehr Löcher vorhanden waren als Teer... Naja, nach 40min Gehirnwäsche und immer stärker werdener Übelkeit erreichten wir Cielo Paraiso, wo wir 2 Schweizer besuchen sollten. Vor drei Jahren wanderten die Ex-Banker aus Luzern nach Panama aus und bauen sich hier eine Villa, die sich in der Schweiz nur Multimillionäre leisten könnten und hier "nur" eine Million kostet. Leider sprechen die Auswanderer kaum Spanisch, ärgern sich über die panamenische Mentalität und leben derart abseits, dass sie sich schlecht werden integrieren können und meiner Meinung nach dies ohnehin nicht wünschen... Schade eigentlich - ein idealer Immigrant, wie das der Bruder meines Grossvaters war, besitzt andere Eigenschaften.


 

Am Abend gingen in Boquete wir mit 2 Gringas essen - ein richtiger Weiberabend, der unheinlich lustig war und an dem man nicht ob maskulinen Avancen nerven musste.
Daiquiri con Fresas frescas neben dem Cheminee, auf der Getränkekarte lustigerweise auch ein Drink namens "Grasshopper", geräucherte Forelle an einer Kapernsauce begleitet von Salat, eine herrlicher Rose aus Kalifornien... Und es folgte eine Müdigkeit, die guten Schlaf versprach!



 

Samstag, 23. Januar 2010

Spitalfotos

Jetzt ist die Hälfte des Praktikums schon vorbei!!! Mir bleibt eine Woche auf der Gynäkologie in den Operationssäälen, bevor ich noch für 2 Wochen auf die Pädiatrie wechseln werde. Mir fällt es schwer, allen Doctoras auf Wiedersehen zu sagen, jetzt, wo ich mich mit vielen angefreundet habe und weiss, wie alles läuft... Nichts destotrotz - bestimmt wird es auf der Pädiatrie auch nette Leute geben=)
Spital Materno Infantil José Domingo de Obaldia:




Gebärsaal:









Notfall:







Freitag, 22. Januar 2010

Kopi Luwak...

... oder von Katzen geschissener Kaffee!


Im "I'm-with-you-Kalender" befand sich heute ein etwas spezieller Kaffee! Wie er schmeckt? Keine Ahnung! Ich hoffe es! Denn ich trinke in Panama nur guten Kaffee=) Aber wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich unbedingt davon kosten müssen!


Fleckenmusang (Paradoxurus hermaphroditus)

Beschreibung des Kaffees:
Der Markenname Kopi Luwak stammt aus Indonesien von den Inseln Sumatra, Java und Sulawesi. In den Philippinen, in den Bergen von Südmindanao geerntet, wird er unter Coffee Alamid / Philippine Civet Coffee vertrieben; eine Mischung aus Arabica-, Liberica- und Excelsa-Bohnen. Es werden damit ausschließlich die Kaffeebohnen bezeichnet, die von einer bestimmten Schleichkatzenart gefressen (genau genommen die Kaffeekirschen) und wieder ausgeschieden werden. „Kopi“ ist das indonesische Wort für Kaffee. „Musang luwak“ (örtlich „Musang pandan“) ist die indonesische Bezeichnung für den beteiligten wilden Fleckenmusang (Paradoxurus hermaphroditus, mit der Unterart P. hermaphroditus philippinensis in Südmindanao), aus der Gattung der Musangs stammend. In Vietnam heißt die Katze cầy hương auch chồn hương. Sie ist für seine Entstehung unerlässlich.
Der wieselähnliche Baumbewohner ist vorwiegend nachtaktiv. Neben den Früchten der Kaffeepflanze ernährt er sich von anderen Früchten, gelegentlich von Kleinstsäugern und -reptilien, Eiern, frisch geschlüpften Küken und Insekten. Von den Kaffeefrüchten kann er aber nur das Fruchtfleisch verdauen, die Bohnen werden wieder ausgeschieden. Das Exkret wird von den Einheimischen eingesammelt. Dabei hilft dem Kundigen, dass die Katzen immer wieder an der gleichen Stelle ihr „Katzenklo“ aufsuchen. Die Bohnen werden gewaschen und leicht geröstet. Im Darm dieses Tieres sind die Kaffeekirschen einer Nassfermentation durch Enzyme ausgesetzt, welche die Geschmackseigenschaften ändert: es entsteht ein dunkles und volles, aber auch etwas „muffiges“ Aroma; der britische Schauspieler John Cleese beschreibt den Geschmack als „erdig, modrig, mild, sirupgleich, gehaltvoll und mit Untertönen von Dschungel und Schokolade“.
Eine Untersuchung des kanadischen Lebensmittelchemikers Massimo Marcone zeigte winzige „Krater“ auf der Oberfläche der Kopi-Luwak-Bohnen, die bei herkömmlichen Kaffeebohnen fehlen. Er vermutet darin Spuren, die von den Verdauungssekreten der Schleichkatzen herrühren. Außerdem waren die in den Kaffeebohnen gespeicherten Proteine durch Verdauungsenzyme zum Teil ganz abgebaut, zum Teil in kleinere Moleküle gespalten, die dann beim Rösten der Bohnen Aroma und Geschmack mitbestimmen. Diese Fermentierung der Rohkaffeebohnen ist von der nassen Aufbereitung (“washing”) bereits bekannt. Im Unterschied zu trocken aufbereiteten Kaffees zeigen nass aufbereitete weniger Säure und nach der Röstung mehr Aldehyde (2-/3-Methylbutanal, Acetaldehyd) im Aroma.
Echter Kopi Luwak ist auch in Indonesien und Mindanao nicht einfach zu bekommen. Die echten Bohnen kann nur ein Spezialist unter dem Mikroskop oder mit dem Aromaprofil einer gaschromatografischen Analyse erkennen. Die Qualität dieses Kaffees ist nicht gleichbleibend, sondern hängt von der Art der gefressenen Kaffeebohne ab, sowie von der Zeit, die sie auf dem Waldboden gelegen hat und vom Niederschlag. Ebenso beeinflusst die Trocknung die Qualität erheblich. In den Ländern selber gilt er nicht so sehr als Spezialität.
Wirtschaft
Ein Kilo der ungerösteten Bohnen kostet direkt bei den Erzeugern, einer Genossenschaft des Stammes der Blaa'n am Vulkan Matutum, auf Mindanao-Süd, Philippinen, unter 50 €. Vertrieben werden die gerösteten Bohnen um preise bis zu 130 €. In der Hauptstadt der Philippinen, Manila, kostet das Kilogramm 200 bis 300 €, in Tokio um 500 bis 600 € und in Europa um 800 bis 1000 €. Die schwankende Produktion beläuft sich geschätzt auf rund 230 bis 450 Kilogramm pro Jahr weltweit. Einige der Kaffeeluwakerzeuger, zum Beispiel IndoCivetCoffee, bieten eine Mischung von arabischen und robusten Bohnen an. Aufgrund politischer Unruhen in Sulawesi zwischen 2000 und 2005 hat sich der Bohnennachschub sogar verknappt. Der hohe Preis verleitet die Einheimischen dazu, sie zu fangen und übermäßig mit Kaffeekirschen zu füttern. Die Tiere verenden nach kurzer Zeit an Mangelernährung.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Neue Ziele!!!



Oh je, wie kläglich habe ich heute gegen meinen Tio das Tennismatch verloren. Zuerst, beim Einspielen, sah alles gut für mich aus - ich sollte des Besseren belehrt werden...
Wir spielten 2 Sätze - ich verlor 6:2; 6:1! Mein Tio hatte also umsonst Sorgen gehabt, er würde sich vor seinen Tenniskollegen blamieren. Obwohl ich ungerne verliere, habe ich dieses Match gerne verloren, denn auch anderen Sport zu treiben als nur Tanzen macht unheimlich Spass und füllt die Endorphinspeicher.
Und trotzdem: ich lasse das Resultat nicht auf mir sitzen! Am Ende meines Aufenthaltes in Panama will ich mindestens ein besseres Resultat, wenn nicht sogar den Sieg eines Satzes (man muss sich realistische Ziele setzen, nicht wahr;))
Auf viele Gelegenheiten, meine Fertigkeiten zu verbessern!

Montag, 18. Januar 2010

Das 3. Wochenende in Panama

Schon am unseren ersten Arbeitstag wurden wir gefragt, ob wir auch an die Feria in Boquete gehen würden. Als Frischlinge hatten wir keine Ahnung von nichts und man erzählte uns von diesem Fest: tagsüber Markt mit Blumen, Schmuck, Kleider usw., abends dann Party ohne Ende... Wir konnten uns noch nicht entscheiden, schliesslich wussten wir auch nicht, wie wir in das etwas weiter weg von David liegende Boquete kommen sollten. In den letzten Tagen durften wir aber einige nette Bekanntschaften machen und schliesslich fuhren wir am Freitag Abend gegen 21:00 Uhr mit einer Physiotherapeutin und deren Freunde im Bus nach Boquete - was für eine Fahrt! Man hat das Gefühl, der Bus fliege nächstens auseinander, man hört Musik, man macht Witze und lacht. Nach 45min erreichten wir das in den Bergen liegende Dorf Boquete. Jeder empfahl uns, sich warm anzuziehen, schliesslich sei es SEHR kalt in Boquete! Als wir aus dem Bus stiegen, begrüsste uns eine sehr angenehme Temperatur - wie in der Schweiz im Sommer. Später jedoch sahen wir, dass in Boquete anscheinend Winter herrscht nach panamenischem Gusto: einige kamen in langen Hosen, Winterjacke, Wollmütze und Handschuhen!! Wie würde es denen wohl jetzt in der Schweiz gehen?!? Ich will mir die tomatenroten Nasen, die blauen Zehen und Finger sowie die klappernden Gebisse gar nicht vorstellen!!!

Über den Markt und vorbei an diversen Foodständen erreichten wir die Disco "PH": Outside-Disco mit Bühne für Shows, VIP-Tribüne, Bar und vielen vielen Leuten. Nach 8 Stunden Reggaeton, Salsa, Merengue und quasi pausenlosem Tanzen fuhren wir todmüde um 06:00 Uhr mit einem genauso lotterigen Bus wieder nach Hause, wie wir gekommen waren. Um 07:30 konnten wir endlich ins Bett!

Der Schlaf durfte nicht lange ausgekostet werden: am Samstag war die Hochzeit meiner Prima im Garten der Familie. Schon Tage vorher waren irgendwelche fremden Leute im Haus am rumwuseln, Pflanzen wurden herumgeschleppt, es wurde an Tüchern gezupft und die Beleuchtung installiert. Am Samstag also standen wir um 11 Uhr auf, "engomada" wie man hier so schön sagt, um bei den letzten Vorbereitungen zu helfen, und schliesslich wollte ich noch einen Kuchen und eine Züpfe backen für das Fest. ("Engomada" ist das Wort, welches die Leute hier für den "Kater" brauchen.. "Goma" bedeutet "Schleim" - also ist man, wenn man "engomada" ist, schleimig und träge und mag nichts machen! Netter Ausdruck, oder?=))

Um 16:00 trafen die ersten Leute ein. Gerade rechtzeitig waren wir geduscht und umgezogen.Zur Zeit teilen wir das Bad mit der kolumbianischen Patentante meiner Prima. Diese kolumbianische Dame, die meiner Tia die Hosen mit den Polstern schmackhaft gemacht hat! Dass sie sehr schönheitsbewusst ist, merkten wir, als sie nach 2 Stunden im Bad immer noch nicht ready war und wohl die 15. Crème auf ihr Gesicht schmierte und wieder eintrocknen liess!
Die ersten Gespräche wurden mit Apérohäppchen und Seco-Tonic, Abuelo-Cola oder Cerveça eingeleitet. Mit der Zeit hatte jeder einen oder auch mehrere nette Gesprächspartner gefunden und es war soweit, einen schweizerischen Brauch in Panama einzuführen: jeder schrieb auf ein Zettelchen, was er dem Brautpaar wünscht (Auf einem zweiten Zettelchen schrieb man genau das gleiche, damit das Brautpaar auch lesen konnte, was gewünscht wurde!) Später, nach der Zeremonie, wurden diese Zettelchen an heliumgefüllten Ballonen befestigt und dann stiegen alle gleichzeitig in den Himmel . . Ein schönes Bild... Tränen in den Augen vieler...

Nach der Vermählung wurde getanzt - und ich sage euch, jeder tanzte, und jeder tanzte mit Freude und blühte auf. Nach 2 Stunden Merengue und Salsa und einem etwas sturmen Kopf von den vielen Drehungen wurde das Essen aufgetragen - gebratene Bananenröllchen, Reis, 2 verschiedene Fleischsorten und Salat. Anschliessend wurde die Hochzeitstorte angeschnitten - Zucker, Zucker, Zucker!!! Aber schliesslich musste Energie getankt werden für die folgenden Tänze.

Erschöpft und mit schmerzenden Füssen gingen wir früh zu Bett, schliesslich erwartete uns am Sonntag wieder ein volles Programm!



Um 08:00 gabs ein reichhaltiges Frühstück, später fuhren wir in die Kirche nahe der Grenze zu Costa Rica. In der Kirche spielte eine Band Merengue, der Priester witzelte während der Messe... Ein etwas anderes Bild als in der Schweiz!
Nach der Messe fuhren wir nach Batipa zur Finca, um erneut Cordero zu essen, die Meerluft zu geniessen und mit den Pferden im Urwald die Affen und hässlichen Spinnen aufzusuchen.

Jetzt bin ich müde und mag nicht daran denken, morgen früh um 07:00 Uhr bei der Arbeit aufzutauchen...

Mittwoch, 13. Januar 2010

Die heissen Latinas...

... oder wie man Einblick in Latina-Tricks bekommt!


Meine Kollegin und ich wurden kürzlich Zeugen eines wohlbehüteten Geheimnis - und ja, ich furchtbare Touristin offenbare nun auf einem öffentlichen Blog dieses Geheimnis. Keine Angst, ich war schon im Beichtkämmerchen! Also, die ganze Geschichte:

Als wir uns am Morgen fragten, welche Kleidung für das bevorstehende Fest wohl angesagt war und zu keiner Entscheidung kamen, erkundigten wir uns bei Tia: "Jeans" lautete die Antwort. Ehm, Jeans?!? Richtige Jeans? Ich schwitze doch schon, wenn ich Hotpants und ein T-Shirt anziehe! Naja, wir blickten uns ratlos an, entschieden uns für leichte Kleidung und sollten später erfahren, wieso Tias Entscheidung auf Jeans fiel...

Knapp 3 Stunden später tanzte und sang meine Tia mit einer volkstümlichen Gruppe - und alle bewunderten ihren Tanz und klatschten nach ihrem Auftritt. Dass die über 60 Jahre alte Dame in den Jeans einfach grossartig aussah sagte ihr niemand - bis auf uns. Sie grinste nur und sagte, dies seien kolumbianische Jeans, eine Freundin von ihr habe ihr die empfohlen. Wir wurden angewiesen, ihren Gang und speziell ihr Hinterteil zu beobachten - uns wollte aber nichts Seltsames auffallen... Sie weihte uns in das Geheimnis der Latinas ein: in die Hosen seien Kissen eingenäht worden, damit der mit dem Alter abflachende Po doch noch knackig aussah! Wir konnten diese Geschichte kaum glauben - zumal wir nach der Handprobe und einem Poklatscher keine Kissen fühlen konnten! Wahnsinn! Als sich Tia auf ihren Stuhl setzen wollte und dabei vor Tio durchspazierte, betrachtete der sie von unten nach oben, gab ihr einen Klatscher auf das Hinterteil und grinste bis hinter die Ohren, stolz, eine derart knackige Ehefrau zu haben! Unseren geübten Frauenblicken blieb dies natürlich nicht verborgen und wir mussten uns den Bauch halten vor Lachen - wie geschickt doch die Latinas sind!!!


Dienstag, 12. Januar 2010

Nur ein Besuch bei Freunden...

... oder wie man in Panama Aussagen relativieren muss!

Sonntag Mittag waren wir am Mittag bei Freunden in den Bergen eingeladen, so wurde es uns zumindest erzählt. Als wir um 12:30 nach einem relaxten Sonntagmorgen am Pool von David losfuhren, knurrten unsere Magen und wir freuten uns auf ein gemütliches Mittagessen bei Freunden der Familie. Als wir in dem kleinen Dörfchen in den Bergen ankamen, erkannten wir schon von weitem den Ort des "Mittagessens mit Freunden" - eine kleinere Blechlawine umgab eine Villa mit grossem Garten, in dem sich viele Leute tummelten, lachend, singend, musizierend, essend, trinkend, kochend, sitzend, sich unterhaltend...



Eine Gruppe von Musikern aus Nata spielte volkstümliche Musik und einige Leute tanzten, es roch nach Grillfleisch und wir wurden sofort von allen Seiten begrüsst und mit Getränken und Essen bedient. Wie bisher schon oft wusste nach kurzer Zeit jeder, dass zwei Ausländerinnen hier waren und jeder wollte sich mit uns unterhalten - wie oft sieht man hier schon blaue Augen und blonde Haare?!




Nach Tanz, Bauchmuskelkater vom vielen Lachen, Dessert bestehend aus Zucker, Zucker und Zucker - und ach ja, Zucker! - und einigen netten Gesprächen fuhren wir noch weiter in die Berge hoch nach Cerro Punto, dem höchstgelegenen Dorf in Panama auf 2356m.ü.M.

Wir fühlten uns wie zu Hause - es war kühl wie an den Abenden in den Bergen, es roch nach frischem Gras, die Wiesen waren sattgrün, die Felder bepflanzt und überall blühten Blumen... nach einem herrlichen Cappucino in einem für Panama überteuerten Restaurant führte uns der Rückweg über Lavagestein des vor 1000 Jahren zuletzt ausgebrochenen Volcan Barú zurück ins heisse David.

Schon vorbei war das Wochenende...

Montag, 11. Januar 2010

andere Sitten, andere Verhältnisse...

Heute Morgen machte ich die präoperativen Untersuchungen bei Frauen, denen entweder einen Kaiserschnitt, eine Hysterektomie, eine Salpingektomie oder sonst eine gynäkologische Operation bevorstand.
- Wie heissen Sie?
- Wie alt sind Sie?
- Haben Sie eine Krankenkasse? (die meisten haben keine... die Konsultationen, Geburten und Operationen der indigenas werden vom Staat bezahlt)
- Wieso sind Sie hier?
- Haben Sie Allergien?
- Nehmen Sie Medikamente? (vier Medikamente sind hier viele - bei uns in der Schweiz ist das quasi normal! Ich denke an die geriatrischen Patienten mit mindestens 10 Medikamenten!)
- Haben Sie Krankheiten? (viele haben Syphilis oder HIV...)
- Wieviele Kinder haben Sie?
- Welche Blutgruppe haben Sie?

Danach wird ein Operationsdatum gefixt und die Frauen wieder nach Hause, zu einer Apotheke oder zu weiteren Untersuchungen bei einem Kardiologen oder Pneumologen geschickt. Eine ruhige Unterhaltung kann man jedoch nicht führen, schliesslich warten vor dem Sprechstundenzimmer zig hysterische heissblütige Frauen auf ihre Untersuchung und platzen alle 5 min ins Zimmer mit "Doctora tengo..", "Doctora quiero..", "Doctora me duele.."... Eine Tortur!!

... eine etwas längere Ergänzung zur letzten Frage: die meisten Indigenas hier kommen ins Spital, werden operiert, erhalten aufgrund des intraoperativen Blutverlusts Erythrocytenkonzentrate und gehen wieder in ihr Dorf. Spenden ist aber bei den Indigenas kein Thema. Da die meisten Indigenas jedoch die gleiche Blutgruppe (0+) haben, gingen im Spital die Konzentrate 0+ aus und die Konsequenz lässt sich denken: wer Blutgruppe 0+ hat wird jetzt präoperativ informiert, dass falls bei der Operation Blut verloren geht, ohne dass es  lebensgefährlich ist, man keine Konzentrate erhält und deswegen dann einige Wochen schlapp und müde sein kann aufgrund der Blutarmut. Die Konzentrate sind nun noch Kindern vorbehalten und bei lebensgefährlichen Blutverlusten.

Noch mehr ein Grund, wieso ich lieber in der Schweiz lebe und wieso mehr Leute Blut spenden sollten!

Erinnerungen an Griechenland...

... und das in Panama!!!



Als meine Amiga und ich heute den "El Rey" aufsuchten, um uns nach einer anstrengenden Shoppingtour etwas Kühles zu Trinken zu holen, stolperten wir noch durch die C2H6O-Reihe. Ich entdeckte erfreut ein Getränk, das mich nicht nur an eine Griechenlandreise erinnert:



Ich proste hiermit mit meinem Vater, mit meinem besten Kumpel und meinem Liebsten...

Sonntag, 10. Januar 2010

Batipa...

... oder ein Bootsauflug ins Paradies!

Morgens um 09:00 trafen wir einen Teil der Leute, die mit uns den Tag verbringen sollten, im Zentrum von David. Man sah schon von weitem, dass alles nur reiche Leute waren - von Nahem erkannte man es an den Luis Vuitton-Taschen, den aufgespritzten Lippen und den übergrossen Brüsten... Naaja - wir fandens amüsant=)

Nur ein Teil der Frauen durfte mit dem Boot meiner Familie mitfahren, bis auf die zwei Musiker und die zwei Kapitäne. 15min Fahrt mit dem Auto und wir erreichten den Hafen. Als alle Mitfahrenden sich auf dem Boot befanden und ihren Platz gefunden hatten, ging die Fahrt durch die Mangroven los. Zwischendurch wurden wir mit Getränken oder etwas zum Knabbern bedient - bis wir Batipa erreichten, eine Landzunge, die meine Familie vor noch nicht allzu langer Zeit kaufte, um Landwirtschaft zu betreiben und sich eine Finca zu bauen.



Über einen Steg erreichten wir den wunderschönen Ort - Blumen, ein brennendes Feuer, wo ein soeben geschlachteter Cordero (Lamm) grilliert wurde, ein Baumhaus, ein kleines Häuschen aus Bambus, fröhliche singende und tanzende Leute, einige Holzplatten mit frisch geschnittener Ananas - all das umgeben von Urwald, bis auf den vorderen Teil, von dem man Blick auf das Meer hatte... Wir fühlten uns wie im Paradies!



Auf der Rückfahrt hielten wir bei einer Insel, die eigentlich nur aus Strand und ein paar Häuschen besteht, in denen man übernachten darf. Nach einer kurzen Erfrischung (soweit man es Erfrischung nennen kann bei diesen Wassertemperaturen) fuhren wir mit singend und musizierend bei Sonnenuntergang dem Hafen zu...

Freitag, 8. Januar 2010

Disfrutando la vida en Panama...






Seco-Cranberry, Netbook mit Internet und gynäkologischen Skripts, Piscina, dahinter der Urwald, perdon der Garten des Hauses, Hitze, Sonne, Musik... was braucht man mehr?!

Naja, wenns so einfach wäre... aber dies sind Momente, die die Energiedepots auffüllen und einen den Stress vergessen lassen!

Donnerstag, 7. Januar 2010

Hitze ueber Hitze...

Heute im Anzeiger des Autos...


In Gedanken an unsere Jungs

... "unsere" betrifft m.g. und mich=)

Heute arbeitete ich 12 Stunden lang - eine Zeitspanne, die sich lange anhört, hier aber wie im Winde vergeht! Es ist so viel zu tun und viel zu sehen, so dass man überhaupt nicht merkt, wie es Abend wird. Heute bewegte ich mich zwischen Salas de partos (Geburtssääle) und Salas de operaciones (Operationssääle) hin und her - hier eine vaginale Geburt, da ein Kaiserschnitt, dort eine Zervixkonisation (macht mann, wenns an der Öffnung der Zervix eine Gewebe herausschneidet, das eine abnorme Histologie zeigt, sprich aus welchem sich ein Krebs entwickeln könnte). Das schönste Erlebnis des heutigen Tages war ein Kaiserschnitt einer Indigena. Ich wusste, dass Zwillinge in diesem kugelrunden Bauch steckten und freute mich auf das Assistieren bei der Geburt dieser kleinen Geschöpfe. Als die noch verschmierten Babys in der Wärme lagen und im Duo schreiten, kam ein Gefühl von Zufriedenheit in mir hoch und ich dachte an unsere Jungs in der Schweiz und konnte - obwohl nur einen Bruchteil davon - fühlen, wie sich die Mama gefühlt haben muss, als die beiden das Licht der Welt erblickten.

Ein Doctor, so nennt man hier jeden, Doctora sagt man uns frauen (jaaa, auch uns!) fragte mich heute, als gerade eine Frau sich am wälzen war und schmerzerfüllt stöhnte, wieviele Kinder ich haben möchte, jetzt wo ich all das sehe... Irgendwie hat er ja recht, aber ich antwortete ihm, dass dieser Teil des Kinderkriegens nur ein kleiner Bruchteil dessen ist, was man später alles erleben darf. Darauf schwieg der junge Mann...=)

Und ich? Ich freue mich auf jede weiter Geburt eines gesunden Kindes!


Mittwoch, 6. Januar 2010

mein Reiseproblem...

Wie immer auf Reisen, funktionierte auch hier meine Verdauung nicht wie zu Hause... Bei der Fabrik der Cashew-Nuesse sollte sich mein Problem loesen: Tamarinden! Ich ass 4 solche Boehnchen und nach 3 Stunden konnte ich das Projekt "Schuessel sprengen" erfolgreich abschliessen. Hartes Zeug diese Pflanzen!


Hacemos deporte!

Nach all den ruhigen Ferientagen hat bei mir wieder der Alltag begonnen: früh aufstehen, tagsüber arbeiten... aber das wärs dann auch schon vom "normalen" Alltag in der Schweiz! Schliesslich kann man mit einem Taxi für 3 Dollar ca. 5km weit vom Spital nach Hause fahren, sich zu Hause ins Bikini schmeissen und sich mit einem Seco und einem Buch an den Pool in die Sonne legen, tratschen, Musik hören, baden, abends wird einem gekocht und man muss nur abräumen und nicht einmal abwaschen. Gut, dass es "nur" 2 Monate sind! Oder sinds doch schon zuviele und ich werde als verwöhntes Gör nach Hause kommen ? Ich hoffs jedenfalls nicht...

Heute war jedoch etwas besonders seit unserer Ankunft in Panama: als wir am Pool lagen und gerade unseren letzten Schluck Seco tranken, erreichte uns ein Anruf von Tia - ob wir wohl Tennis spielen möchten? Da erfreute sich mein Herz doch sehr, schliesslich hab ich mir immer gerne die Hacken auf dem Tennisplatz abgelaufen und Bälle übers Netz geschlagen. Also kam Tia nach Hause und wir fuhren zum Tennisplatz, wo der Tennislehrer einer meiner Primos auf uns wartete. Meine Kollegin bekam ein paar Übungen gezeigt, während Tia und ich einander battelten. Hei, die Frau ist 65 und spielt wie 20 - ausser der mangelnden Geschwindigkeit, Bällen nachzulaufen! Wahnsinn! Powerfrau, super Tia!
Als sich ihr Alter doch ein bisschen bemerkbar machte, durfte ich mit dem Tennislehrer noch richtig schwitzen und wir spielten eine Stunde, so dass meine Endorphinspeicher wieder einmal gefüllt werden konnten. EIn richtiges Wohlgefühlt seit meiner Abreise in der SChweiz. Nicht, dass ich es hier nicht geniesse. Es ist wirklich toll, Tia ist mein zu Hause und erinnert mich oft an meine Mutter=) Aber der Sport fehlt mir sehr... Wie will man hier auch etwas machen, wenn man morgens um 7 mit der Arbeit beginnen soll und nach der Arbeit einem der Schweiss schon nur runterläuft, wenn man einen Schritt aus dem Spital macht?! Ich hoffe, an den Wochenenden wird etwas Zeit vorhanden sein, um morgens früh joggen zu gehen. Für gewisse Personen wäre es also eine Tortur, würden sie nach Panama auswandern und möchten sie trotzdem Sport trieben. 

Dienstag, 5. Januar 2010

Shopping in Panama...

... oder wie man Geld sparen kann beim Shoppen

Jede Frau denkt jetzt sicher, bei mir hat sich ein Vogel einen Scherz erlaubt und mir ins Hirn geschissen. Nein, diesen Part überlass ich meiner Kollegin (in Nata schiss ihr unter der Kirchenglocke eine Taube auf die Schulter... also ich fands lustig=)) Lassen wir die Scherze und kommen wir zum wichtigen Teil: wir Chicas gingen heute Nachmittag shoppen - in einen Kleiderladen so gross wie eine Fabrik! Wir waren schon überfordert, als wir die ersten Reihen mit Kleidern sahen - wo beginnen, wo aufhören, was nehmen?! WIr entschlossen uns, Reihenweise vorzugehen und möglichst viel anzuprobieren. Eine weise Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte! Als wir im hintersten Regal der ersten Reihe angelangt waren, kam ein nettes Helferlein mit einem Einkaufswagen und offerierte uns, die Kleider doch in diesen völlig übertrieben grossen Wagen zu legen. Ein Lacher mehr war im Tagesprogramm gesetzt=D
Hach und DU, du weisst schon wer - hier hätte es wunderschöne Kleider... WEISSE Kleider... Ich hab mir nur einige angeschaut, die ich zu meinem Staatsball anziehen könnte - hab aber leider keines gefunden... Wird schon noch=)

Eine gewisse Art von Kleidung scheint hier Mode zu sein: Pailletten-bestickte Oberteile, Hosen, Mützen, Socken... ich will nicht wissen, obs auch Unterwäsche im Pailletten-Stil gibt! Hier eine Kostprobe:



Zum Glück ist der Teil unseres Gehirns, der für die Wahl von Kleidern zuständig ist, nicht dem Glimmer-Glammer verfallen...

Erster Arbeitstag...

... oder wie man ein Kind zur Welt bringt!

Bei einem gemütlichen Raclette gestern Abend mit der Familie, dem Chef der Gynäkologie und einer Oberärztin der Pädiatrie erfuhren wir, wie das Praktikum ungefähr ablaufen sollte. Allein arbeiten, im Hintergrund ein Arzt, den man immer fragen darf, wenn etwas unklar ist, Nächte arbeiten, Dienste von über 24 Stunden... Ich war ein wenig geschockt und sah mich schon überfordert, zumal die Sprache noch nicht perfekt sitzt. Aber es kommt gut=) Zumindest die Sprache...

Als wir heute dann unseren ersten Tag im Spital antraten, mussten wir erst einmal 1,5Stunden im Büro der Sekretärin warten. Als eine Kollegin der Sekretärin ins Büro kam, lästerten die beiden Damen über uns Chicas ab - schade wussten sie nicht, dass wir sie ohne Probleme verstehen können. Haha, ein herrlicher Moment=)

Später trennten uns meine Kollegin und ich - sie wird jetzt 3 Wochen auf der Pädiatrie arbeiten, ich auf der Gynäkologie. Nach diesen 3 Wochen werden wir unseren Platz tauschen. (ja, richtig gelesen, wir werden nur 6 Wochen arbeiten, danach noch 1,5Wochen Ferien!) Ich war schnell beruhigt und konnte mich immer mehr auf diese 6 Wochen freuen - Arbeitszeit ist von 7-15:00, es wird nur einen Dienst geben von 7 Uhr morgens bis 19:00 desselben Tages, Wochenenden sind frei, alle sind wahnsinnig nett, geben sich Mühe, langsam zu sprechen, lassen mich vieles selbst machen - das schon am ersten Tag. So kam es, dass ich heute das erste Mal ein Kind zur Welt bringen durfte. Ein wunderschönes Erlebnis!

ABER:

Stellt euch mal vor: 8 Frauen in einem Saal, quasi Bett an Bett. Alle 2 Stunden ist Visite, d.h. ein Oberarzt schaut bei jeder Frau, wie weit die Geburt schon fortgeschritten ist und ob man die Frau in den Gebärsaal bringen kann. Mit den Frauen wird kaum ein Wort gewechselt, lieber wird gewitzelt und gelacht. Den Frauen wird verboten, im Gebärsaal zu schreien und allgemein herrscht ein harter Tonfall. Wenn man etwas an Frau oder Kind macht, legt man einfach los, ohne auch nur daran zu denken, man könne die Frau informieren, alles scheint irgendwie unsteril, die Tücher sind wiederverwertbare und man sieht auf neuen Tüchern die alten Blutflecken, nirgens ist Desinfektionsmittel zu sehen... Und anscheinend ist hier Lidocain (Lokalanästhetikum) zu teuer für die Gebärenden - jede Frau hat Sauschmerzen und genäht wird bei einem Dammriss oder bei einer Episiotomie quasi ohne Lokalanästhesie. Ich bin froh bist DU in der Schweiz gut aufgehoben!

Ich denke also noch mehr an meine Leute in der Schweiz und ich kann mitfühlen, was sich da bald abspielen wird... Und ich bin froh, dürfen wir in der Schweiz leben und gebären!

Montag, 4. Januar 2010

Repel-Eco

Gegen die Muecken hat uns Tia ein besonderes Mittel gegeben - RepelEco! Ein Gemisch, das aussieht wie fluessige Vogelkacke. Und es riecht wie Fernet Branca - ein Kraeuterschnaps. Wir koennen gluecklich sein, duerfen wir dieses Zeug brauchen, denn so bleiben uns Stechmuecken und sabbernde Muchachos fern=)

Sonntag, 3. Januar 2010

Im Paradies angelangt...

...nur etwas fehlt...

Ein riesiger Garten mit Teich, Pool, Haengematte, Bar im Garten, ein riesiges Bad mit Wohlfuehlbrause, frische Fruechte, die einen jedes Mal einen Mundorgasmus verleihen, eine Kueche so gross wie unser Wohnzimmer zu Hause... Wir fuehlen uns wie im Paradies - ausser, dass das Herz ab und zu nach einem fehlenden Teil schreit...







Unsere Bleiben in Panama



Rot: Embera
Gruen: Panama Citz
Blau: Lago Gatun
Schwarz: Coronado
violett: Nata
orange: David

Damit ihr auch wisst, wo wir uns bisher aufgehalten haben=)

Sin palabras...


Jede Sekunde verplant...

... und die Freude auf ein bisschen freie Zeit in Coronado!

1. Der Besuch bei den Embera




Nach einer nervenauftreibenden Slalomfahrt aufgrund von Schlagloechern kamen wir nach 1 Stunde Fahrt beim Fluss an, der uns zu den "indigenes" fuehren sollte. Mit einem Kanu und in Begleitung von 3 Embera-Maennern in knappen Hoeschen fuhren wir ca. 40Minuten den Fluss hoch, wo wir freundlichst von allen Frauen begruesst wurden.

Nach einer Begruessung und Erzaehlungen ueber die Geschichte der Embera durften wir mit einem Medizinmann seinen Krauturwald - eh, pardon, seinen Kraeutergarten besichtigen und alle wundersamen Pflanzen begutachten. Pflanzen, die Kopfschmerzen lindern, Ruecken- und Gelenkschmerzen innerhalb einer Nacht verschwinden lassen, Krebs heilen, Fieber senken - und insbesondere die Maenner sprach er an, als er eine farnaehnliche Pflanze praesentierte... Vor allem verheirateten Maennern empfiehlt er, diese Pflanzenextrakte regelmaessig einzunehmen... naja!!!


Nach diesem erkenntnisreichen Rundgang gabs indianisches Essen - frittierter Fisch, frisch gefangen aus dem Fluss und Patagones (frittierte Kochbananenstuecke). Jaja, alles frittiert...



In der postprandialen Muedigkeit trafen meine Kollegin und ich eine desolate Entscheidung - wir liessen uns ein Tattoo machen. Ich am Oberarm, meine Kollegin am Unterarm... Aber Schaetzu, keine Angst, das Tattoo ist nicht echt=) Es wurde aus einem Frucht-Extrakt gemacht und mittels Holzstaebchen aufgetragen.

Nachdem wir so schoen bemalt worden waren, durften wir dem Schamanismus beiwohnen und uns ihre Taenze ansehen - ein seltsames Bild...



Auf der Rueckfahrt per Kanu fuhren wir in einen Seitenast des Flussen und mussten dann einige Meter in einem Bachbett hochlaufen, bis wir einen kleinen Wasserfall erreichten. Friede, Freude, Eierkuchen - die Kleider wurden vom Leib gerissen und wir stuerzten uns ins warme Nass, liessen uns den Schweiss und den Dreck vom Ruecken massieren durch die herabfallenden Wassermassen und genossen die Wildnis in vollen Zuegen!

Doch oh je, wir entdeckten nach dem erholsamen Bad einen vorbeihuschenden Embera in Adidas-Trainerhosen - war alles nur ein Fake? Es blieb ein Raetsel in unseren Koepfen nach diesem schoenen Tag...

2. Lago Gatun

An diesem Tag erlebten wir das Fischerdasein - um 5 Uhr riss uns der Wecker aus unseren Traeumen und eine erneute Slalomfahrt auf einer Schlagloecheruebersaeten Strasse erwartete uns. Nach 1,5h Fahrt erreichten wir den Lago Gatun, der 2 groesste Stausee der ganzen Welt. Er entstand 1913, als der Panamakanal fertig gestellt wurde. Ab und zu ragt ein alter Baum aus dem Wasser, auf dem Grund des Sees befinden sich alte Doerfer und Zugschienen - jedoch auch Fische, die "Sargentos" genannt werden.







Eine Sorte, die mit unseren Eglifilets zu vergleichen ist. Nach 6 Stunden Fischerei gingen unsere Sardinen aus, wir oeffneten eine Dose Bier und relaxten inmitten des Sees.
Wieder an Land filettierten 2 Muchachas unsere Fische frittierbereit, 1 Stunde spaeter sassen wir am Tisch und konnten unsere Fische geniessen. Ein herrlicher Tag!

Am Abend fuhren wir nach Coronado an den Strand - das Appartement ist nach wie vor ein Traum!



3. Coronado

Aufwachen, im warmen Meer baden, duschen und im Appartement am Tisch mit Meerblick frische, suesse Fruechte essen - was will man mehr?!



Als wir ans Meer gingen, um unserer Kaesehaut ein Sonnenbad zu goennen, merkten wir schnell, dass die Sonne in Panama sehr stark ist und wir verpflanzten uns an den Pool auf die bequemen mit Rueckenpolstern ausgestatteten Liegen in den Schatten (wo wir uebrigens auch braun wurden, wie wir am Abend feststellen durften=)), ein Coiffeur-Jass und ein Bierchen - genau das, wonach wir uns nach diesen durchgeplanten Tagen sehnten. Uebrigens: Pechschwarzer, glaenzender sowie heller brauner Sand ist eingepackt und wartet darauf, in der kalten Schweiz seinen neuen Wohnort begutachten zu duerfen;)




Dan Brown begleitet mich jeden Tag, seit ich die ersten paar Woerter gelesen habe. Wieder einmal ein unglaublich spannendes Buch (merci hanis doerfae mitnae=)).

Kurz vor 18:00 watschelte ich zur naheliegenden Telefonkabine, um die Liebsten in der Schweiz zu erreichen, die 6 Stunden vor mir das 2010 begruessten. In diesem Moment wars schwierig, nicht zu Hause zu sein und die "cabanga" war gross... Wie gerne haette ich euch in den Arm genommen...

Leider funktioniert hier mein Handy nicht - meins hat nur 3 Banden, die man in der Schweiz gebrauchen kann, jedoch nicht diese fuer Panama... Also muss ich akzeptieren, dass man keine SMS erhalten kann. Schicken kann ich per Internet, aber Antworten bitte nur per Mail! Es zeigt mir erneut, dass Panama eben kein Land ist wie die Schweiz... Aber ein wunderschoenes Land mit viel Unbekanntem, Interessantem und Neuem!

Am Abend kam toda la familia nach Coronado und es wurde "gfraessae u gsoffae", wie Tio so gerne zu sagen pflegt=D (es gab Wildgans aus dem eigenen Urwald, Platanostock (Stocki aus Kochbananen, lecker!) und Salat. Um 23:00 schleppten wir eine ganze Bar und 3 Kisten voller VFeurwerkt runter an den bereits menschenueberfuellten Strand. Meine primos und Tio fuehlten sich zurueckversetzt in Jugendzeiten und liessen assistiert durch uns den Nachthimmel in Feuerwerk erleuchten. Nach einem Film vom Feuerwerk von ca. 5 Minuten , ich dachte bereits, es sei das Schlussbouquet, stellte ich die Kamera ab und das Knallen und das Leuchten dauerte noch ueber eine Stunde an. Eine Stunde lang Schlussbouquet - can you imagine?!




Typisch panamesisch ist auch die Fogata: um exakt 00:00 Uhr wird ein grosses Feuer entfacht, viele Knaller im Innern und auf dem Spitz eine selbstgebastelte Puppe. Jedes Jahr wird ein bekannter Politiker aus Panama dargestellt und auf der Fogata zum neuen Jahr verbrannt - nette Geste des Volkes!




Neuhjahr wurde ausgeschlafen, erneut im Meer gebadet und gegessen - ca. alle 2 Stunden wird aufgetischt und ungefaehr das 4fache vertilgt, was meine Familie essen wuerde. Kein Wunder, sind alle ein bisschen XXL... Auch wir werden wohl eine Nummer groesser in die Schweiz zurueckkehren... Nichts mit dem Ziel, 2 Kilos zu verlieren, aber das Ziel, weniger zu rauchen, ist erreicht. Keine einzige Zigarette seither in Panama - und da es hier nur Marlboro und Metholzigaretten gibt, muesste ich schon einen ziemlich schwachen Moment erleiden, dass ich eine Kippe anzuenden wuerde!

4. Nata

Abends fuhren wir zwei mit Tio nach Nata, wo wir die Tia und den Tio trafen, bei denen wir die naechsten 2 Monaten verbringen werden. Geminsam gingen wir in Aguadulce (= suesses Wasser) Fisch und Yuca essen. Leider ist in fast jedem Gericht, das nicht frittiert wird, ein Gewuerz drin, das dem Koriander sehr aehnlich ist... Auch deswegen denke ich bei jedem Gericht an dich;)
Die Nacht verbrachten wir in Nata im Chalet von Tio, wo er Gaense, Leguane, Huehner, Truthaehne, Katze und Hund haelt - ebenso meerschweinchengrosse Froesche begruessten uns am Eingang des Hauses.


Am 2.1. durften wir die aelteste Kirche Amerikas besichtigen - im Jahre 1522 wurde sie erbaut und alle Mitglieder meiner Familie werden hier getauft, heiraten hier und werden im nebenan liegenden Friedhof beerdigt. Als wir bei der Kirche ankamen, war die Tuer geschlossen.. Jedoch kein Problem, schliesslich ist meine Familie altbekannt in ganz Panama. Einige Telefonate und die Tueren wurden geoeffnet und ebenso erschien auf einmal eine alte Dame, die uns die Geschichte dieser Kirche erzaehlte.
Das meiste Material ist Holz und man sieht, dass das Alter am Erscheinungsbild zehrt - verblichene Farben und Termiten ueberall.. ich fuehlte mich zurueckversetzt in Arche Noahs Zeiten.


Der Besuch der Maranonfabrik war beeindruckend - die einzige in Panama und alles wird von Hand verarbeitet. Und das fiese ist, dass die kleinen Wuermchen einfach allzu lecker sind! Bestimmt werden einige in die Schweiz verfrachtet=)





Beim Einsteigen in den Wagen kamen auf einmal einige Einheimische und wir wurden angeglotzt, als waeren wir Ausserirdische, sie sagten "ayy, que bonitas" und wollten uns am liebsten umarmen und kuessen... ein seltsames Erlebnis!

Nach einer staerkenden Sancocho (Huehnersuppe) bestehend aus Niame (Wurzel), Bouillon und einem Hahn, den wir am Morgen auswaehlen durften, packten wir das letzte Mal unsere Koffer, bevor wir unseren Bleibeort David erreichen sollten.

Nun sind wir angekommen, haben uns eingerichtet und werden morgen mit einem Raclettekaese aus der Schweiz die ganze Familie begruessen und mit den Aerzten sprechen, die uns die naechsten 2 Monate begleiten werden. Zumindest unter der Woche - die Wochenenden sind schliesslich schon verplant, wie wir heute waehrend der 4-stuendigen Autofahrt erfuhren. Langeweile wird bestimmt nicht aufkommen - die "Laengiziti" wird jedoch bleiben...