Mittwoch, 25. November 2009

Lausanne und die Probleme unserer Gesellschaft

Heute durfte ich im Rahmen meiner Dissertation nach Lausanne fahren, (ich darfs fast nicht sagen, aber ich war das erste Mal in meinem Leben in Lausanne!) um dort Umfragen zu machen. Richtig gute Laune erhielt ich schon auf der Hinreise beim Anblick des schönen Lac Léman, es war fast wie in den Ferien. Später schlenderte ich durch die Gassen bis zum Ort des Geschehens und entdeckte dabei einige hübsche Geschäfte, nette Cafés, beeindruckende Gebäude und hervorragende Aussichtspunkte über das Waadtland. Auf jeden Fall eine Stadt, wo ich unbedingt bald noch einmal hingehen muss.




Was einem alles durch den Kopf geht und einem auffällt, wenn man den ganzen Tag rumsteht und Leute ansprechen und befragen muss, ist erschreckend. Dass manche Leute denken, dass man für eine Organisation Geld erbetteln möchte (oder auch einfach so das tun möchte), ist im Hinblick auf die kommende Weihnachtszeit nicht zu verdenken... Aber dass man einen nicht einmal mehr anhört, sondern einen ablehnend  und mit abschätzigen Blicken abwinkt, ohne zu wissen, worum's geht scheint doch ein Problem unserer Gesellschaft zu sein - dass man den Leuten nicht mehr (richtig) zuhört, sich zu stark um eigene Probleme oder um die Arbeit kümmert und dabei kein offenes Ohr oder Auge mehr hat für andere Menschen oder Geschehnisse. Oder liege ich falsch? Jedenfalls ging mir das durch den Kopf, als ich im Zug den Tag revue passieren liess und ein bisschen Statistik gemacht habe, wobei folgendes Resultat herauskam:  69 gaben mir gerne Auskunft, auch wenn erst das Stichwort "Université" kommen musste.186 winkten dankend ab, meist wohl aufgrund fehlender Zeit. Auch da stimmt etwas nicht - niemand kann mir erzählen, dass die Mehrheit dieser 186 Menschen wirklich keine 2 Minuten Zeit hatte für eine doch ziemlich relevante Umfrage, schliesslich gehts um Menschenleben (und um meine Doktorarbeit;)). Unsere Gesellschaft unterliegt einer Krankheit, die man wohl "Aktivitis" oder "Arbeititis" nennen könnte. Manchmal erscheint es mir nicht als ein  Wunder, dass die Schweiz mit den Suizidraten im Vergleich mit anderen europäischen Ländern im oberen Mittelfeld liegt.

3 Kommentare:

  1. ...ich glaube kaum, dass es Aktivitis oder Arbeititis ist. Ich glaube eher, dass Gleichgültigkeit, Respektlosigkeit, Desinteresse und Intoleranz unsere Gesellschaft mehr denn je prägen. Leider!

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  2. Nun ich denke, dass es hier oftmals um den falsch gewählten Zeitpunkt geht. Auffallend sicher auch, welcher Typ Mensch am ehesten bereit war, Rede und Antwort zu stehen. Um welche Uhrzeit hast Du die Umfrage gemacht und wann hattest du am meisten positiven Response? Lerne daraus.

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  3. @MiH: das sind bestimmt auch andere Dinge, die noch dazu kommen... aber wenn man wüsste, was alles dazu beiträgt, wäre es doch viel zu einfach, oder!?

    @ClavaM: Danke erstmal für deine anregende Bemerkung! Manchmal ist es nämlich schon etwas frustierend...
    Ein bisschen Recht hast du schon, aber die, über die ich mir Gedanken gemacht habe, wären wohl auch zu keinem anderen Zeitpunkt zu einer Umfrage bereit gewesen (es sei denn, ich wäre das Enkelkind oder die Traumfrau der betroffenen Person gewesen..;)) war von 10-15:40 auf der Brücke... je mehr Leute darübergehen, desto mehr Absagen, jedoch auch mehr Umfragen...

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