Donnerstag, 3. November 2011

Intime Gedanken...


...oder ein äusserst ungewöhnlicher Blogeintrag!

Mein Liebster fragte mich eines Abends diesen Sommer bezüglich meines Ex-Freundes aus. Besonders beschäftigt hat ihn die Frage, wieso ich diesem Menschen verzeihen konnte und mit ihm umgehen könne, als wäre nichts geschehen. Er selbst wollte ihn nicht kennenlernen, schliesslich habe er mir unerträgliche Schmerzen zugefügt – also könne er auch nicht verstehen, wieso ich den Kontakt halten könne.

Naja – wieso?! Ehrlich gesagt konnte ich ihm nur sagen: Keine Ahnung! Ich fand es selbst unerklärlich, dass ich jemandem verzeihen konnte, der mir derart unerträglichen Herzschmerz zugefügt hatte...

Die Geschichte:

Eines Abends im Desperados in Bern... Ich treffe mit meiner Clique auf meine Ex-Affäre und mittlerweile guten Freund, der mit seinen Leuten aus dem Kieser, in dem ich auch trainiere, im selben Restaurant seinen Abend verbringen wollte. Einer seiner Kumpels, ich hatte ihn schon mehrere Male im Training gesehen und ihn kaum wahrgenommen, scheint auf einmal Interesse an mir zu zeigen. Ich flirtete mit ihm, genauso wie ich es immer schon mit Männern gemacht hatte, die offenbar Interesse an mir hatten... Für mich war er nichts Spezielles. Einer eben, der offenbar mit mir flirten wollte.

Nach einigen Tagen erschien eine Nachricht auf meinem Handy – sie war von ihm. Mein Kumpel hatte meine Nummer vermittelt, währenddem sie gemütlich bei einem Grill sassen.

Die Geschichte nahm seinen Lauf und wir verbrachten eine erste gemeinsame Nacht an meiner Geburtstagsfeier im Jahre 2009.  Ich war unglaublich verliebt – und obwohl er nicht meine erste grosse Liebe war, erlebte ich doch die erste „richtige“ Beziehung. Ich durfte seine Mutter, seinen Bruder und seine Freunde kennenlernen, war mit ihm in den Ferien, stellte ihn meiner Familie und meinen Freunden vor,  war glücklich.

Trotz wiederholter Warnungen von Freunden  - er sei ein Lügner und er habe mich nicht verdient – liebte ich ihn sehr und wahr klischeehaft „blind vor Liebe“.

Nach 9 Monaten stellte sich heraus, dass vieles auf einer Lüge aufgebaut war, dass er eine andere hatte, dass nichts dem entsprach, was ich gedacht hatte. Ich wusste und weiss auch heute nicht, was Wahrheit war/ist und was er in seinem Kopf zusammengereimt hatte - und ich will es auch nicht wissen.

Verzweifelt und irrational kämpfte ich um unsere „Liebe“, die anscheinend nie Liebe gewesen war – bis ich mich lösen konnte. Mit der Ablösung von ihm, nach einer schrecklichen Episode von Angst, Hass, Verzweiflung und dem Gedanken, am liebsten vor allem davonzulaufen und nicht mehr zu sein, kam auch die Zuneigung und die Vertrautheit wieder zurück, die ich für ihn zu empfinden gelernt hatte.  Ich wusste, wie sehr er unter seinem Lügenkonstrukt litt - und ohne dies gut zu heissen, konnte ich ihm verzeihen. 

Bei einem gemeinsamen Abendessen konnten wir nach langer Zeit wieder normal miteinander reden - ohne Schmerz, schlechtes Gewissen oder unangenehme Gefühle zu empfinden. Es war schlicht und einfach nett. Nett und vertraut.

Wieso ich ihm verzeihe, nach allem, was er mir angetan hatte?! ICH WEISS ES NICHT! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie gerne ich das wüsste. Das einzige, was ich weiss ist, dass ich auf keinen Mann, der mir je etwas zu leide getan hat und für den ich andere Gefühle als Freundschaft empfunden hatte, böse bin.  Hingegen kann ich einigen Freundinnen aus meiner Vergangenheit nicht verzeihen, vielleicht, weil Enttäuschungen von guten Freundinnen und Freunden langfristig viel mehr verletzen können, als das eine kurze dauernde Liebe kann.


Dass ich verziehen habe bedeutet nicht, dass ich alles genauso machen würde, wenn ich noch einmal könnte. Es bedeutet auch nicht, dass ich voll und ganz verziehen habe und mein ganzes Vertrauen erneut in diese Personen stecken würde. Es bedeutet lediglich, dass ich ein Mensch bin, der jedem eine zweite Chance gibt – egal, was war. Ich versuche es – zu jedem Preis. Ich glaube daran. Wenns nicht klappt  - Pech gehabt.

Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Und ich glaube, dieser jemand macht etwas aus seiner zweiten Chance und macht jetzt (fast) alles richtig – und obwohl ihm seine Vergangenheit immer wieder Probleme und Misstrauen bringen werden und ich persönlich ihm nie wieder vertrauen könnte, ist er ein unglaublich liebenswerter und verlässlicher Mensch. Als guter Freund unersetzbar.

Vielleicht habe ich auch dadurch jedem meiner Ex-Lovers verziehen, dass mich nach kürzerer oder längerer Zeit jemand vom Leidenstrip erlöst und mir gezeigt hat, dass es noch besser sein kann. Noch schöner. Noch intenstiver.

In meiner jetzigen Lebenssituation glaube ich mitterweile, dass ich es noch intensiver und noch schöner nicht erleben könnte – es würde mich in der Luft zerreissen. Ich liebe und lebe auf für mich perfektem Niveau – denn ich habe das verständnisvollste, intelligenteste, liebenswürdigste und interessanteste Gegenstück gefunden, das in meine Lücken und Ecken passt.  Es ist ein Wechselbad intensivster Gefühle, die Angst, den anderen zu verletzen und zu verlieren ist grösser als die Angst eines Arachnophobikers, Aragog aus Harry Potter zu begegnen. I

ch liebe ihn so sehr, dass es manchmal schmerzt... dass ich ihn nicht mehr aus den Augen lassen möchte...

Ich bin unglaublich dankbar, diesen Menschen gefunden zu haben und wünsche jedem Menschen auf dieser Welt, egal was er angestellt oder erlebt hat, einen für sich genauso passenden Gegenpart zu finden wie er es für mich ist.

1 Kommentar:

  1. Ich freue mich für Dich,... für euch beide! Das Beste kommt immer dann, wenn man es nicht erwartet oder gesucht hat.

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